Von den Segeln
Die Admiralitäten schrieben auch für die Herstellung der Segel eine öffentliche
Ausschreibung vor. Eine solche ist unter anderem für ein 150-Fuß-Kriegsschiff aus
dem Jahre 1666 erhalten geblieben. Kommen uns die Angaben zu den Anforderungen
der Segelgrößen etwas dürftig vor, waren sie für einen Segelmacher des 17.
Jahrhunderts vollkommen ausreichend. Es fällt auf, dass man 1666 für ein Schiff der
Größenordnung von 150 Fuß schon Stagsegel haben wollte. Ein Stagsegel war am
Großstag und ein Stagsegel am Besanstag gefordert. Für die Eendracht sind diese
zusätzlichen Segel nicht nachgewiesen. In der Evenredigen ist ein Hinweis vermerkt,
dass es zu diesem Zeitpunkt schon Stagsegel gab. Sie wurden aber wohl nicht als
Standard gesehen. Als Material für die Segelherstellung wurden überwiegend
holländische und französische Tuche genommen. Die unteren Segel stellte man gerne
aus dem schweren holländischen Tuch, dem Kanefas her. Für die leichteren Segel
nahm man auch gerne französisches Tuch, vorausgesetzt das dieses lieferbar war.
Vor allem in Kriegszeiten konnte man das französische Tuch sehr schwer bekommen.
Dann nahm man auch ein einheimisches Tuch, das sogenannten Klaverdoek, für die
leichten Segel. Die Segelkleider wurden in Bahnen von ca. 50 Ellen (34400 mm)
Länge geliefert. Die schweren Tuche hatten eine Tiefe von ca. 1 1/8 Elle (774 mm), die
leichten Tuche eine ca. Tiefe von 1 Elle (688 mm).
Pieter van Dam rechnete für die Segelkleidbreite beim holländischen Kanefas, er
sprach vom Hollands doeck, mit zwei Fuß acht Daumen (771,6 mm). Die
Amsterdamer Elle gab er mit zwei Fuß vier Dreiviertel Daumen (688,075 mm) an.
Der Autor der Evenredigen machte in seinen Ausführungen vermutlich einen
gedanklichen Fehler. Er verwechselte die Tiefen der Tuchbahnen. Die unteren Segel
bekamen nach seinem Verständnis die Tuchbahn mit 26 Daumen Tiefe, die schmalen
Tuchbahnen die breitere Variante. Ferner bemerkte er im Zusammenhang mit den
Marssegeln, dass alle Segel an der unteren Kante gerade wären. Somit würden
wenigstens die Mars- und Bramsegel derartig ausgeführt. Möglich wäre aber auch,
dass er in diesem Zusammenhang auch die unteren Segel mit einbezogen hatte.
Das Besteck der Segel nebst den Liektauen ist für die Eendracht und die vier kleineren
in Rotterdam gebauten 130-Fuß-Kriegsschiffe erhalten geblieben. Es ist knapp, aber
informativ gehalten, sodass die damaligen Verantwortlichen sich darauf einen Reim
machen konnten. Sinngemäß wurde für die Eendracht Folgendes verhandelt. Der
Segelmacher Marthens van der Velde hatte die Aufgabe bekommen, die Segel für die
Eendracht zu nähen. Alle Segel sollten aus holländischem Tuch genäht werden, so die
Aussage im Besteck. Die oberen Segel jedoch sollten aus dem französischen Tuch,
die Leesegel aus dem Klaverdoek hergestellt werden.
Das holländische Tuch kostet pro Elle 13 Stüver, 8 Pfennig. Das französische Tuch 10
Stüver, 8 Pfennig und das Klaverdoek 8 Stüver 12 Pfennige. Alle Segel mussten in
doppelter Ausführung geliefert werden. Es tauchen keine Abmessungen oder
dergleichen auf. Dieses wurde entweder mündlich verhandelt oder direkt am Schiff
ermittelt.
Das Großsegel
C.van Yk berichtete, dass ein fertig genähtes Segel auf sieben Segelkleidern 18
Amsterdamer Fuß (5094 mm) tief wurde. Hierbei, so C.van Yk weiter, war aber das bei
den Niederländern wohl übliche Einnähen der Segelkleider noch nicht eingerechnet.
Es wurde in einem nicht näher benannten Bereich des Segels die Überlappungen der
Segelkleider schmaler als üblich gewählt. Diese Maßnahme hatte zum Ergebnis, das
in diesem Bereich das Segel eine größere Tiefe bekam. Nach Aussage C.van Yks
dürfte die Überlappung der Segelkleider ca. 46 mm betragen haben. Der Autor der
Evenredigen legte in einem Besteck für die Segel eines Kriegsschiffes von 136 Fuß
Länge die Elle für die unteren Segel mit 30 Daumen zugrunde. Er verwies darauf, das
es sich hier um das schwere holländische Tuch handeln würde. Rechnen wir in
Millimeter um, kommen wir bei einem Daumen von 25,73 mm auf eine Segelkleidtiefe
1.01.02 - 12561.154, Ausschreibung Segel, 150-Fuß-
Kriegsschiff, 1666
de Ed: Mog: Heeren gecommtitteerde Raden ter
Admiraliteyt binnen Amsterdam, residerende
willen besteden ten overstaen vande Heeren
gedeputeerde vande Hoogh Mo: Heeren Staten
generael daer toe by haerer Ho: Mo: aende
welgemelte Heeren gecommitt. Raden ter
admiraliteyt de penningen zullen worden
geturneert, ende waer voorde Ed: gro: Mo:
Heeren Staten van Hollandt ende Weatvrieslandt
derselve credit interponeren,
aen die geene die het zelve ten minsten pryse zullen
willen aennemen alle de onderstaende Zeylen en
Persenningen tot een oorlogh schip van 150 voeten
langh en 38 1/2 voet wyt behoorende zoo als haer Ed:
Mo: die gewoon zyn mede te geven alles te maecken van
goet ende getrau doecken dat van alsulcke Zorteringe
van doeck als hier onder bredel(?) gespecificeert staet
ende te leveren volgens des Heeren aenbesteders
believen,
Twee Schover Zeylen yder diep 16 ellen breet 29 cleet
varende zonder bonnet van Hollandts canefas Twee
Focken yder diep 14 ellen breet 25 cleet van Hollandts
canefas
Twee Focke Bonnets yder diep 3 1/2 ellenm breet 25
cleet van Hollandts canefas,
Twee Besans met haer Bonnets yder achter diep 22 ellen
onder breet 21 cleet van Hollandts canefas,
Twee groote Mars Zeyls yder diep 21 ellen, boven breet
17 cleet onder 27 cleet van Hollandts canefas,
Twee voor Mars Zeyls yder diep 17 ellen, boven breet 14
cleet onder 24 cleet van Hollandts canefas,
Een Blindt diep 8 ellen breet 17 cleet van Hollandts
canefas,
Een Stagh Zeyl achter diep 20 ellen onder breet 19 cleet
van Frans canefas,
Een Druyl diep 12 ellen breet 12 cleet van Frans canefas,
Een Besan Stagh Zeyl achter diep 15 ellen onder breet
14 cleet van Caneldoeck,
Een Boven Blindt diep 13 ellen, boven breet 10 cleet
onder 18 cleet van Caneldoeck,
de Besan tot de Boot achter diep 15 ellen, onder 8
cleet voor diep 13 ellen, de Fock achter diep 10 ellen
voor diep 10 ellen onder 4 cleet van Careldoeck,
Een groot Bramzeyl diep 10 ellen, boven 9 1/2 cleet