Jeder Mast bekam oberhalb der Salinge noch den sogenannten Topp. Die Länge betrug ein Zehntel der Mastlänge. Der Großmast der Eendracht
bekäme nach der Evenredigen Berechnung eine Länge von 92 Fuß. Für den Durchmesser berechnete er auf 17 Fuß Schiffsweite 1 Fuß für den
Durchmesser. Für die Eendracht ergäbe sich hier ein Wert von umgerechnet 633 mm. C.van Yk weicht hier mit seiner Berechnung drei Viertel der
Schiffsweite in Amsterdamer Daumen ab. Der Mast hätte somit einen Durchmesser von 733 mm.
N. Witsen wiederum hatte eine andere Berechnung für den Durchmesser des Großmastes. Er wollte auf je sechs Fuß Raumtiefe einen Fuß für den
Umfang festlegen. Nach N. Witsens Berechnung würde der Großmast der Eendracht einen Durchmesser von 708 mm bekommen.
Führen wir uns nun noch die Kostenseite vor Augen, kann auch heute noch nachvollzogen werden, warum die Schiffe so unterschiedlich dicke Masten
bekommen hatten. In einer Zusammenstellung der Admiralität Amsterdam wurden um 1665 verschieden Schiffsmasten mit aufsteigenden
Durchmessern aufgeführt. Russische Holzhändler hatten der Admiralität ein Angebot unterbreitet und wollten ins Geschäft kommen. Hier ging es wohl
nicht um einzelne Masten, sondern um große Mengen von Rundhölzern. Die Herren der Admiralität wünschten sich, dass die Generalstaaten einige
Handelsschiffe bereitstellen sollten, um die benötigten Masten zu ordern und abzuholen. Um dem Ganzen etwas Nachdruck zu verleihen, schob man
eine Bemerkung mit in das Schreiben ein. Die desolate Versorgung der Kriegsschiffe mit Schiffsmasten würde es eigentlich erforderlich machen, sofort
auf das Angebot zu reagieren. Ob die aufgeführten Summen gerechtfertigt waren, kann dem Schreiben nicht entnommen werden. Auch, ob die Masten
tatsächlich geordert wurden, ist nicht überliefert. Ein Mast mit einer Dicke (Umfang) von 18 Palm (547 mm Durchmesser) sollte zum Beispiel 230
Gulden kosten. Ein Mast mit einem Umfang von 23 Palm (700 mm Durchmesser) kostete schon 440 Gulden und ein Mast mit einem Umfang von 28
Palm (852 mm Durchmesser) lag bei der stolzen Summe von 1000 Gulden. Mit zunehmendem Umfang explodierten scheinbar die Preise.
Man sollte sich bei der Dimensionierung der Masten vor Augen führen, dass N. Witsen, Robyn, C.van Yk und sicher auch der Autor der Evenredigen
ihren Lesern eine Hilfestellung geben wollten. C.van Yk hatte in seinem Buch an vielen Stellen unterschiedliche Bestecke veröffentlicht, so auch von
den Rundhölzern. Prüft man dann die in den Bestecken angegebenen Werte mittels der Berechnungen, stellt man schnell Abweichungen fest. Die in
den Bestecken wiedergegebenen Maße waren die der gebauten Schiffe. Da die Schiffe jedoch auf verschiedenen Werften entstanden, wichen natürlich
auch die Mastdimensionen voneinander ab.
Der Durchmesser des Großmastes musste für die Rekonstruktion der Eendracht aber auch in Übereinstimmung verschiedener bekannter Kabel und
Taue dimensioniert werden. Laut einem Besteck für die Eendracht wurde unter anderem das stärkste Kabel mit 19 Daumen Umfang vorgegeben.
Dieses Maß war deckungsgleich mit der Vorgabe einer Ausschreibungsunterlage eines 150-Fuß-Kriegsschiffes. Selbst die Berechnung nach der
Evenredigen, auf je einem Fuß Schiffsweite einen halben Daumen für den Umfang des Kabels, ergab 19 Daumen (489 mm) Umfang. Das große Stag
musste laut besagter Ausschreibungsunterlage einen Umfang von 18 Daumen (463 mm) bekommen.
Gehen wir also systematisch vor und schauen uns die Großmastdurchmesser verschiedener Schiffe in der Größenordnung der Eendracht genauer an.
C.van Yk zeigt eine Rundholztabelle für ein 1667 gebautes 150-Fuß-Kriegsschiff. Hier hatte der Großmast eine Länge von 94 Fuß (26602 mm) und
einem Durchmesser von 2 Fuß 7 Daumen (746 mm). Man muss allerdings berücksichtigen, dass dieses Schiff eine Schiffsweite von 40 Fuß hatte. Auf
Seite 204 finden wir ein Schiff von 152 Fuß Länge, 37 Fuß Schiffsweite. Der Großmast hatte eine Länge von 88 Fuß (24904 mm) und einen
Zusammenstellung der wichtigsten Rundhölzer.
Diese Tabelle aus der Evenredigen wurde in ein modernes Format übertragen.
Zeichnung © Werner Ulrich 2013.